Angeblich war es Albert Einstein, der behauptete, dass wir nur zehn Prozent unserer Gehirnkapazität nutzen, die restlichen neun Zehntel liegen mehr oder weniger brach. Daher gibt es immer wieder Versuche, die Denkfähigkeit zu steigern mit Hilfe von esoterisch angehauchten Kursprogrammen oder mit leistungssteigernden Medikamenten aller Art. So ist der Absatz von Präparaten wie Prozac, Ritalin und Adderall in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Allzu verführerisch ist der Gedanke, dass man ohne eigenes Zutun seine Gehirnleistung steigern kann – frei nach dem Motto: Ich bin nicht zu dumm, sondern nur zu faul.
Diese Einstellung vertritt auch Eddie Morra (Hangover-Star Bradley Cooper). Der New Yorker Möchtegernschriftsteller und Lebenskünstler hatte eine Idee für einen Roman und konnte diese sogar an einen Verlag verkaufen. Jetzt müsste das verdammte Ding nur noch geschrieben werden, doch Eddie bringt keine brauchbare Zeile auf Papier. Immer wenn er es versucht, landet er kurze Zeit später frustriert in seiner Stammkneipe und lässt sich volllaufen. Am nächsten Tag ist er dann viel zu verkatert, um zu schreiben weshalb ihn auch seine ungleich fleißigere Freundin Lindy (Abbie Cornish) verlässt. Wer ist schon gern mit einem Loser zusammen?
Für einen Loser hält ihn auch sein ehemaliger Schwager; seine Schwester hatte Eddie damals ebenfalls verlassen, weil er nichts auf die Reihe brachte. Als sich die beiden Männer zufälligerweise auf der Straße wiedersehen, bietet er ihm in einem jovialen Tonfall eine Pille namens NZT an. Er arbeite bei einem Pharmakonzern, meint der Ex-Schwager, mit der Tablette könne er hundert Prozent seines Gehirns nutzen. Sie sei halt nur noch nicht zugelassen Eddie zögert einen Augenblick, doch die Versuchung ist viel zu groß: Er schluckt die Tablette und nichts ist mehr so wie es war. Der ehemalige Loser führt von nun an ein Leben Ohne Limit.
Was wäre, wenn es eine Pille gäbe, die uns reich und berühmt macht, fragt Regisseur Neil Burger. Würden wir sie nehmen? Ich glaube, dass wir alle etwas Besonderes leisten und Spuren in dieser Welt hinterlassen wollen. Diese Geschichte erzählt von einem Mann, der einen fantastischen Weg findet, dies möglich zu machen. Und so ist es für den Zuschauer ein großes Vergnügen, Eddies Geschichte zu folgen: Innerhalb weniger Tage schreibt er den kompletten Roman, er eignet sich Fremdsprachen an, lernt Klavierspielen und verführt die Nachbarin. Er ist nicht nur ein Superhirn, sondern schafft es auch mühelos, die Informationen in seinem Kopf zu vernetzen. Träumen wir davon nicht alle?
Doch Eddie strebt nach mehr: Er will seine außergewöhnlichen Fähigkeiten nicht mit Romanen verplempern, sondern an der Wall Street das ganz große Geld verdienen. Als hyperintelligenter Analyst erarbeitet er sich innerhalb kürzester Zeit einen Ruf, dem auch der Finanzmogul Carl van Loon (Robert de Niro) nicht widerstehen kann: Er bietet ihm einen millionenschweren Deal an. Doch alles hat seinen Preis: Als Eddie sich NZT-Nachschub holen will, sitzt sein Ex-Schwager mit einer Kugel im Kopf in seinem Appartement. Eddie wird des Mordes verdächtigt, die Mafia verfolgt ihn und dann entwickelt die Droge auch noch ziemlich unangenehme Nebenwirkungen
Ohne Limit ist eine Mischung aus Drogendrama, Thriller, Gesellschaftssatire und Actionfilm. Vor allem in der zweiten Hälfte des Films droht eine Überdosis Action die spannende Grundidee platt zu walzen. Ärgerlich ist auch der Gedanke, der dem Film zugrunde liegt: Gibt es wirklich nichts anderes, was man mit einer Wunderdroge wie NZT anstellen kann, als Geld und Macht anzuhäufen? Auch die Auflösung, die wir an dieser Stelle natürlich nicht verraten, überzeugt nur bedingt. So ist Ohne Limit ein Film geworden, der spannende Unterhaltung bietet, inhaltlich aber nur bedingt überzeugt. Apropos Inhalt: Ein Hirnforscher der Uni Bonn wies in einer Studie darauf hin, dass mehr Hirnaktivität nicht unbedingt eine verbesserte Denkleistung nach sich zieht. Was aber nicht heißt, dass wir unserem Grips mehr abverlangen können.
Eddie sucht und findet an der Wall Street sein (finanzielles) Glück. Noch mehr Banker, Broker und Finanzjongleuren finden Sie in unserem Special Lets make Money. Gute Unterhaltung!
Filmkritik von Josef Grübl für LOVEFiLM